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Polyvagal Theorie

  • Autorenbild: Orsolya Gheorghita
    Orsolya Gheorghita
  • 10. Dez. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Die Wissenschaft der Sicherheit




In früheren Blog-Beiträgen haben wir etwas über den Vagusnerv im Allgemeinen, seine Rolle und Funktionen und seine Beziehung zum Gesang erfahren.

Nun möchte ich eine sehr spannende Entdeckung vorstellen: die Polyvagal-Theorie.



Warum spielt der Vagusnerv eine wichtige Rolle in unserem täglichen Leben?


Der Vagusnerv ist der Hauptnerv unseres parasympathischen Nervensystems, der uns hilft, uns zu entspannen, auszuruhen, zu verdauen und der für bewusste oder unbewusste Reflexe wie Schlucken oder Herzschlag verantwortlich ist.



Warum ist er für unsere Stimme so wichtig?


Der Vagusnerv umfasst den weichen Gaumen, das Gaumenzäpfchen, den Kehlkopf, die Stimmbänder, die Luftröhre, die Lunge, das Zwerchfell, aber auch den äußeren Gehörgang und das Trommelfell.

Er ist sogar für die Bewegungen des weichen Gaumens, des Gaumenzäpfchens,

des Kehlkopfes und der Stimmbänder verantwortlich.





Die Polyvagal-Theorie

Dr. Stephen Porges
Dr. Stephen Porges



Die Theorie wurde von Dr. Stephen Porges, einem amerikanischen Psychologen, Neurowissenschaftler und Professor für Psychiatrie an der University of North Carolina in Chapel Hill, entdeckt und entwickelt. Er ist derzeit Direktor des Traumatic Stress Research Consortium am Kinsey Institute der Indiana University Bloomington, das sich mit Traumata beschäftigt.





Die Polyvagal-Theorie (poly: viele, vagal: wandernd) befasst sich mit der Regulierung von Emotionen durch den Vagusnerv und derer Rolle bei sozialen Beziehungen und Angstreaktionen.

Wir haben gesehen, dass der Vagusnerv paarweise verläuft, d. h. zwei Äste gehen vom Hirnstamm aus. Nach dieser Theorie, die Porges 1994 veröffentlichte, wird das parasympathische Nervensystem in zwei verschiedene Teile unterteilt, in das ventrale und das dorsale Vagalsystem.

Das ventrale Vagalsystem unterstützt unsere sozialen Interaktionen, das dorsale ist für Ruhe, Verdauung und die Abwehr oder Abschaltung unseres Nervensystems zuständig.




Auf der Grundlage dieser Theorie können wir drei verschiedene Teile des autonomen Nervensystems unterscheiden:


1. Safe (Ventrales Vagalsystem)

In diesem Zustand fühlen wir uns sicher und sind offen für soziale Kontakte und Spiel.


2. Mobilized (Sympathisches Nervensystem)

Wir sind in der Lage, zu kämpfen oder aus einer stressigen Situation zu "fliehen" und uns damit zu schützen.


3. Immobilized (Dorsales vagales System)

In diesem Zustand sind wir durch einen extremen Schock völlig "eingefroren". Wir haben das Gefühl, uns nicht bewegen zu können, das "System" schaltet völlig ab.



Im obigen Diagramm sind auch sogenannte gemischte Zustände zu sehen: Das ventrale und das sympathische Nervensystem arbeiten zusammen, um einen befreiten und dennoch aktiven Zustand bei Spiel, Tanz und Sport zu schaffen.

Es ist die gemeinsame Arbeit des dorsalen und des sympathischen Nervensystems, die zum Einfrieren als defensivem Zustand führen wird. Die kombinierte Wirkung des ventralen und dorsalen vagalen Systems hilft uns, Intimität zu erreichen.


Laut der Polyvagal-Theorie folgen die drei (oder 3+ 3) Teile hierarisch einander, was auf den Reaktionsmustern des Nervensystems basiert. Um diese Hierarchie zu aktivieren, verwenden wir die Neuroperzeption, d. h. die Bewertung der Situation, ob wir jene als bedrohlich, riskant oder sicher empfinden.




Warum ist diese Theorie eine wichtige Entdeckung?


Laut Bessel van der Kork, Professor für Psychiatrie an der Boston University School of Medicine, ist die Polyvagal-Theorie eine Studie über die Biologie von Sicherheit und Gefahr, die auf der subtilen Interaktion unserer eigenen viszeralen Erfahrungen mit unserem eigenen Körper beruht.

Mit anderen Worten: sie erklärt, warum ein beruhigendes, "freundliches" Gesicht oder ein ruhiger Tonfall unsere Gefühle verändern können. Und wie das Gegenteil davon Widerstand, "Kampf" oder völliges Erstarren in unserem Körper erzeugt.


Diese Theorie hilft uns, unsere Beziehungen zu Anderen wiederherzustellen und unsere Traumata aus der Kindheit und im Erwachsenenalter zu verstehen.

In der Regel tritt ein Problem auf, wenn unsere neuronale Wahrnehmung durch verschiedene Einflüsse "gestört" ist und ihre Aufgabe nicht mehr perfekt erfüllen kann. Dies kann auf Traumata in der Kindheit beruhen, wie z. B. wenn jemand früher von einem misshandelnden Familienmitglied schikaniert oder ständig gedemütigt worden ist, und später eine Gefahr wahrnimmt, selbst, wenn diese nicht mehr vorhanden ist.

(Mehrere meiner Schüler haben sich gewundert, wie sich Schimpfworte aus der Kindheit wie "Halt den Mund", "Misch dich nicht ein, du bist noch ein Kind" oder Bemerkungen zu ihrer Gesangsstimme negativ auf ihren späteren Selbstausdruck ausgewirkt haben).

Aus sängerischer Sicht fällt der Stress von Konzertsituationen oder das Auftreten vor ein Publikum natürlich in diesen Bereich des Nervensystems.



Wie können wir unseren Vagusnerv unterstützen, damit er optimal arbeitet?


Die Erhöhung des Vagustonus kann nicht genug betont werden. Das Nervensystem des heutigen Menschen ist in der Regel überstimuliert und speichert ungelöste Traumata und ungelöste Stresssituationen in unserem Körper. All diese Auswirkungen werden erst später merkbar, bei verschiedenen Krankheiten oder nach schlaflosen Nächten, wenn das ordnungsgemäße Funktionieren unseres Körpers deshalb in Frage gestellt wird.

Körperliche Erfahrungen und die "Neuverdrahtung" des Vagusnervs in einer sicheren Umgebung können die Art und Weise, wie wir mit uns selbst und Anderen umgehen, grundlegend verändern.



Im nächsten Beitrag werden wir auf die Bedeutung der Körperhaltung eingehen.



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